Corona zum Trotz: Onlinespielplatz für kleine Informatik-Begeisterte

Von Amelie Rebmann

Mit dem digitalen Programmierkurs „Spielplatz Informatik“ können kleine Informatiker – und die, die es noch werden wollen – auch bei geschlossenen Schulen Programmieren lernen. Entstanden ist er als Reaktion auf die Corona-Krise, denn eigentlich war er als Präsenzkurz im Klassenzimmer geplant. Das Erfolgsrezept für die Umstellung auf einen digitalen Kurs am Rechner? Eine große Portion Kreativität, eine gesunde Prise Spontanität, ein Quäntchen Macher-Attitüde und ganz viel Knowhow.

Corona und die damit einhergehenden Schulschließungen haben Lehrkräfte und Eltern vor neue Herausforderungen gestellt – und gleichzeitig Kreativität, Umdenken und Spontanität befeuert. Zum Beispiel die von Luzia Leifheit*. Zusammen mit sechs Informatik-Lehramtsstudierenden bietet sie kleinen Informatikern eine spielerische Möglichkeit, informatische Konzepte kennenzulernen.

Dass der aufwendig konzipierte Kurs „Verstehen wie Computer denken“ nicht regulär vor Ort stattfinden konnte und die Studierenden unter der Leitung von Luzia Leifheit nicht, wie geplant, an der Hector Kinderakademie Reutlingen unterrichten konnten, wurde von den Informatikdidaktikerinnen und Informatikdidaktikern nicht als Niederlage akzeptiert, sondern als Herausforderung angenommen: „Ich habe den Studierenden spontan den Vorschlag gemacht, dass wir gemeinsam einen Online-Programmierkurs für Kinder entwickeln und anbieten können. Alle Studierende aus meinem Seminar waren sofort dabei“, erklärt Luzia Leifheit die Entstehung des YouTube-Kanals „Spielplatz Informatik“.

Der Online-Kurs schlug gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: „Wir haben ein vollständig digitales Lernangebot geschaffen, das Kindern in Zeiten geschlossener Schulen die Gelegenheit gibt, sich digitale Kompetenzen und grundlegende Programmierfertigkeiten anzueignen“, sagt Luzia Leifheit. Und die Studierende konnten trotz abgesagter Kurse der Hector Kinderakademien didaktische Praxiserfahrung sammeln und das Seminar auch ohne zeitliche Einbuße absolvieren. Auch das Ziel, Kinder an digitale Lernformen heranzuführen und ihr Interesse für das Programmieren zu wecken, konnte durch den digitalen Programmierkurs erreicht werden. Mission(s) accomplished!

Digitaler Spielplatz für Kinder

Der Kurs besteht aus einfachen Online-Programmierübungen, wie beispielsweise Code your own Flappy Game, ein- bis dreiminütigen kindgerechten Erklärvideos und einem Quiz mit automatischer Feedbackfunktion. Die fünf grundlegenden informatischen Konzepte, die in den Videos und den praktischen Übungen erlernt werden, sind:

  • Sequenz
  • Schleife
  • Ereignis
  • bedingte Verzweigung
  • Debugging

Entwickelt wurde der Kurs in einer Kooperation zwischen der wissenschaftlichen Begleitung der Hector Kinderakademien und dem Fachbereich Informatikdidaktik der Universität Tübingen. Alle interessierten Kinder konnten den Kurs ganz einfach ohne Vorkenntnisse vom Computer oder Tablet zu Hause mitmachen, ohne zuvor aufwendige Installationen oder Registrierungen tätigen zu müssen.

Dass der digitale Spielplatz Informatik sehr gut bei den Nachwuchsinformatikern ankommt, zeigt der Kommentar eines Elternteils eines „Programmieres in spe“: „Meinem Sohn (10 Jahre) macht der Kurs viel Spaß und er kommt gut mit den Anwendungen zurecht. Es ist eine willkommene Abwechslung zum Homeschooling. Vor allem wurde sein Interesse geweckt – und das ist nicht einfach, wenn es sich nicht um Lego handelt.“

* Luzia Leifheit war Doktorandin bei LEAD. Seit August 2021 ist sie Juniorprofessorin für Digitalisierung mit Schwerpunkt Didaktik der Algorithmik und Data Science an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.

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