
Viel hilft nicht immer viel: Wenn Eltern ihre Kinder bei den Hausaufgaben unterstützen, kommt es nicht vorranging auf Intensität an.
Ihre Kinder beim Lernen zuhause und ihren Hausaufgaben zu unterstützen, ist für viele Eltern eine Selbstverständlichkeit. Schließlich möchten sie sicherstellen, dass ihr Nachwuchs in der Schule möglichst gut abschneidet. Ob sich die Unterstützung der Eltern beim Lernen aber positiv oder negativ auf die Leistung ihrer Kinder in der Schule auswirkt, ist nicht primär – wie man vielleicht glauben könnte – abhängig von der Intensität der Unterstützung. Welche Faktoren elterlicher Unterstützung tatsächlich zum Erfolg der Kinder führen und welche eher hinderlich sind, haben LEAD Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer Studie untersucht, die nun in der Fachzeitschrift Child Development veröffentlicht wurde.
Studie untersucht die Effekte elterlicher Hausaufgabenhilfe
Sie befragten 1.500 Kinder aus neunten Klassen am Gymnasium sowie deren Eltern. In der Befragung ging es um das Fach Mathematik. Die Eltern mussten zu Beginn der Studie Fragen bezüglich ihrer Unterstützung in Mathematik beantworten, zum Beispiel ob sie bei den Hausaufgaben helfen. Zudem baten sollten sie darüber Auskunft geben, wie sie ihre eigenen mathematischen Fähigkeiten einschätzen, wie viel Unterstützung ihre Kinder brauchen, wie viel Zeit und Energie sie für die Unterstützung ihrer Kinder aufbringen und ob die Familie grundsätzlich an Mathematik interessiert ist.
Die Schülerinnen und Schüler füllten zu Beginn der Studie ebenfalls Fragebögen aus, in denen sie ihre eigenen Fähigkeiten einschätzten und über ihren Arbeitsaufwand und ihr Interesse für das Fach Mathematik berichteten. Nach fünf Monaten wurden sie erneut befragt, zusätzlich wurden ihre Leistungen und Noten ausgewertet.
Das Ergebnis
Es ist nicht die Unterstützung per se, die zu besseren Leistungen führt. Vielmehr ist es das Interesse der Eltern am Fach Mathematik, das gute Leistungen ihrer Kinder begünstigt. Wenn Eltern eine hohe Wertschätzung für Mathematik besitzen und auch ihre eigenen Fähigkeiten als hoch einschätzen, schneiden ihre Kinder besser ab, egal, ob die Eltern nun konkret bei den Schulaufgaben helfen oder nicht.
Am schlechtesten schnitten in der Studie übrigens die Kinder ab, deren Eltern sie zwar sehr intensiv unterstützen, aber selbst weder ein Interesse am Fach Mathematik haben, noch ihre eigenen Fähigkeiten als besonders hoch einschätzen. Anstatt ihre Kinder zu fördern, können solche „Helikopter-Eltern“ ihren Kindern unter Umständen also sogar schaden: Kinder von Eltern, die ihre Kinder unbedingt unterstützen möchten, sich aber selbst nicht für das jeweilige Fach interessieren, schreiben nicht nur schlechtere Noten, sondern entwickeln auch keine Begeisterung für das Fach.
Anm. d. Red.: Über die Studie berichtete unter anderem SPIEGEL Online am 08.05.2015. Ein Interview des SWR mit Ulrich Trautwein zu den Ergebnissen der Studie gibt es hier zu hören.
Zum Weiterlesen
Häfner, I., Flunger, B., Dicke, A.-L., Gaspard, H., Brisson, B. M., Nagengast, B., & Trautwein, U. (2017). The role of family characteristics for students’ academic outcomes: A person-centered approach. Child Development. doi: 10.1111/cdev.12809
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