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Quereinsteiger in Schulen oft weniger zufrieden

Von Tim Fütterer

Nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern weltweit herrscht Lehrkräftemangel. Deshalb werden oft Quer- und Seiteneinsteiger an Schulen eingesetzt, die ursprünglich eine andere Ausbildung absolviert haben als ein klassisches Lehramtsstudium. Doch diese sind in ihrem neuen Job oft weniger zufrieden als ihre Kolleginnen und Kollegen, die sich bereits vor oder im Studium für den Lehrberuf entschieden haben.

Das ist das Ergebnis unserer Studie, in der wir Daten von rund 125.000 Lehrkräften aus 13 Ländern und mit durchschnittlich 16 Jahren Berufserfahrung ausgewertet haben. Die Lehrkräfte berichteten von ihrer Arbeitszufriedenheit. Etwa zwei Drittel von ihnen hatte eine klassische Ausbildung durchlaufen, die sie für das Lehramt befähigte, ein Drittel waren Quereinsteiger, die ein alternatives Zertifizierungsprogramm absolvierten und mehr oder weniger auf ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vorbereitet wurden.

Die Unzufriedenheit von Lehrkräften an ihrem Arbeitsplatz kann mit einer niedrigeren Unterrichtsqualität einhergehen und sich letztendlich negativ auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler auswirken. Zudem bleiben zufriedene Lehrkräfte länger im Beruf, was angesichts des sich immer weiter verschärfenden Personalmangels an den Schulen ein wichtiges Ziel ist.

Abhilfe könnte Mentoring oder Vernetzung schaffen

Wissend, dass sich viele Lehrkräfte nur unzureichend durch alternative Zertifizierungsprogramme vorbereitet fühlen, könnten Bildungspolitikerinnen und -politiker die Qualität und Wirksamkeit von Berufseinstritts- und Arbeitsbedingungen prüfen, um Übergangsschocks und geringe Arbeitszufriedenheit zu vermeiden. Deshalb ist es wichtig, Quer- und Seiteneinsteiger in der Übergangsphase intensiv zu unterstützen, beispielsweise durch Mentoring und Vernetzungsinitiativen.

Für unsere Studie haben wir Daten aus den PISA-Erhebungen der Jahre 2015 und 2018 herangezogen, an denen sich auf internationaler Ebene erstmals auch Lehrkräfte beteiligten. Wir werteten nur Daten aus Ländern aus, die an beiden PISA-Studien teilgenommen hatten. Dazu gehörten neben Deutschland auch die Vereinigten Staaten, Spanien, Portugal, Brasilien, Chile, Peru, die Vereinigten Arabischen Emirate, Korea und Taiwan. Außerdem die chinesischen Sonderverwaltungszonen Hong Kong und Macau.

Über den Autor:

Tim Fütterer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung. Seine Forschungsinteressen beziehen sich auf die Professionalisierung von Lehrpersonen und liegen in der Verknüpfung von (Online-)Lehrerfortbildungen, Digitalisierung, Unterrichtsqualität und reflexiven Prozessen.

Zum Weiterlesen:

Fütterer, T., Waveren, L. van, Hübner, N., Fischer, C., & Sälzer, C. (2022). I can't get no (job) satisfaction? Differences in teachers' job satisfaction from a career Pathways Perspective. Teaching and Teacher Education. https://doi.org/10.1016/j.tate.2022.103942

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