
Wie könnte das Lehren und Lernen im „Klassenzimmer der Zukunft" aussehen? Welche digitalen Technologien sollten dort zur Unterstützung des Lernens eingesetzt werden und welche Technologien sind weniger empfehlenswert? Welcher Preis ist mit dem Einsatz innovativer Bildungstechnologien verbunden und lohnt es sich, diesen Preis zu akzeptieren?
Dies sind Fragen, die nicht nur Bildungsforscher*innen umtreiben, sondern die für das gesamte Bildungssystem von höchster Relevanz sind. Sie zu beantworten und Möglichkeiten für einen sinnvollen Einsatz digitaler Technologien im Klassenzimmer aufzuzeigen, ist Ziel des FUTURE INNOVATION SPACE, der aktuell am Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen entsteht.
In dem 300 Quadratmeter großen Space wird untersucht, wie modernste Technologien und bildungswissenschaftliche Visionen gewinnbringend für die Zukunft der digitalen Bildung genutzt und miteinander vernetzt werden können. So könnte zum Beispiel die Vision, dass Technologie individuelle und adaptive Unterstützung für Lernende ermöglicht, getestet werden.
Der neue FUTURE INNOVATION SPACE bietet jedoch nicht nur ein Living Lab für die Forschung, sondern ist auch ein Erlebnisort für (angehende) Lehrkräfte, in dem sie selbst mit diesen Technologien experimentieren und sich mit Forschenden austauschen können.
Ein solcher Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die digitale Bildung der Zukunft nicht nur innovativ, sondern auch effektiv in der Praxis ist.
Immer einen Schritt voraus
Die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) in den letzten Monaten hat nicht nur Bildungsinteressierte aus Forschung und Praxis, sondern auch eine breite Öffentlichkeit auf den Plan gerufen, um die Rolle von innovativen Technologien in der Bildung intensiver und auch grundsätzlicher als zuvor zu überdenken.
KI-Technologien wie ChatGPT sind jedoch nur die Spitze eines Eisbergs. In Zukunft ist auch mit einem verstärkten Einsatz von Virtueller Realität (VR), Augmentierter Realität (AR), 360°-Videos oder intelligenten Sensorikanwendungen (zum Beispiel Eye-Tracking) im Bildungsbereich zu rechnen.
Stellen Sie sich ein Klassenzimmer vor, in dem Schüler*innen eine VR-Brille tragen und in die Zeit der Dinosaurier oder in das alte Rom reisen können, um Geschichte aus erster Hand zu erleben. Oder denken Sie an eine Lektion in Biologie, in der Schüler*innen mithilfe von AR das menschliche Herz in 3D direkt vor sich sehen und seine Funktionen im Detail untersuchen können.
Möglicherweise stehen wir vor bahnbrechenden Veränderungen im Bildungsbereich, die nicht nur technisch, sondern auch didaktisch bewältigt und gestaltet werden müssen und nach fortlaufender psychologischer und ethischer Reflexion verlangen.
Wichtig ist dabei, mit der aktiven Reflexion und Gestaltung VOR die „technologische Welle“ zu gelangen und immer einen Schritt voraus zu sein. Dabei ist essenziell, didaktisch durchdachte und potenziell gewinnbringende Anwendungen für neue Technologien proaktiv und im Voraus zu konzipieren, anstatt erst dann reaktiv zu handeln, wenn neue Technologien die Schule bereits überrollen.
Wenn die ersten Diskussionen, zum Beispiel über die Nutzung privater Virtual Reality Headsets im Unterricht oder über die Erstellung von Projektarbeiten mit 360°-Videomaterial erst dann beginnen, wenn derartige Technologien in den Markt drängen und plötzlich überall verfügbar sind, dann wird Schule leicht von Technologiewellen überfordert, anstatt ihren Technologieeinsatz bewusst und durchdacht zu gestalten.
Entstehung, Beteiligte und Partnerinstitutionen des FUTURE INNOVATION SPACE
Der FUTURE INNOVATION SPACE ist im Jahr 2023 im Rahmen der Beteiligung des IWM und zahlreicher LEAD-Mitglieder am bundesweiten und interdisziplinären Kompetenzverbund lernen:digital ins Leben gerufen worden und wird offiziell am 10. November 2023 eröffnet.
Zusammen mit Partnerinstitutionen in Tübingen, München, Kaiserslautern, Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart ist der FUTURE INNOVATION SPACE in Tübingen an der Entwicklung eines Innovations-Netzwerks (Future Innovation Hub) für das Kompetenzzentrum MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und das Kompetenzzentrum Musik/Kunst/Sport KuMuS in lernen:digital beteiligt.
Mitmachen erwünscht! Weitere Informationen und Kontakt für Interessierte:
Sollten Sie Interesse daran haben, mit dem FUTURE INNOVATION SPACE in Kontakt zu treten, um sich über die Zukunftspotenziale digitaler Bildung zu informieren oder um einen persönlichen Eindruck vom FUTURE INNOVATION SPACE zu gewinnen, können Sie direkt dessen Koordinatorin, Birgit Brucker, kontaktieren.
Weitere Informationen zum FUTURE INNOVATION SPACE finden Sie hier.